Rezensionen – Der Krake auf meinem Kopf

„“Der Krake auf meinem Kopf“ steht dennoch klar in der Tradition des Noir. Weil Nisbet eine Geschichte über unsere mörderische Gegenwart erzählt, aus der Sicht der Ausgeschlossenen, der Verzweifelten. Hart, sarkastisch und bitterböse.“
-Marcus Müntefering, Spiegel-Online

„Der Zeitzeuge, von dem vor dem nötigen Abschweif die Rede war, heißt Jim Nisbet. Er ist zwei Jahre jünger als Denis Johnson, der eine Chefdrogist Westküstenliteratur, und könnte der Vater des anderen sein, von David Foster Wallace. Wer Nisbet liest, versteht sowohl das Werk des einen als auch das des anderen besser, weil beide auf dem Bodensatz einer Literatur wachsen, die einer der zentralen Beiträge Amerikas zur Geschichte der Schriftstellerei ist – dem Pulp.“
-Elmar Krekeler, Literarische Welt

Der 1947 geborene, heute in San Francisco lebende Jim Nisbet ist einer der interessanten, viel zu wenig bekannten Autoren mit schwärzester Schreibkunst, die den deutschen Lesern im Label Pulp Master unter hohem Risiko bekannt gemacht werden. Nisbets Story um drei mehr oder weniger den Drogen verfallene und mehr oder weniger eng mit dem Musikgeschäft verbandelte nordkalifornische Dropouts, die einem Serienkiller begegnen, kann in weiterem Sinn auch zur dystopischen Post-Nine-Eleven-Literatur gezählt werden. Alles geht unerschüttert weiter wie bisher: das miese Musikbusiness, der Immobilienschwindel, die Flucht in die Musik und das Serienkillen (wie immer mit dem Wahn, alle anderen Serienkiller zu toppen)
-Tobias Gohlis, Krimi-Zeit-Bestenliste

Jim Nisbet besitzt als Erzähler nicht nur die Gabe für hahnebüchene seltsame Verwicklungen, sondern auch ein Gespür für hintergründige Bilder und nimmt sich Zeit für feine sprachliche Vergleiche, die man zunächst vielleicht nicht vermuten würde. Hinter dem trostlosen Leben der Junkies verbergen sich sensible tiefgründige Charaktere, die um keine Weisheit verlegen sind und sehr wohl wissen, welchen Wert ihr Leben hat, obwohl sie es leichtfertig aufs Spiel setzen.
-writeaboutsomething

Es hat ein bisschen gedauert, aber endlich ist bei Pulp Master ein neuer Krimi erschienen. Und was für einer: “Der Krake auf meinem Kopf” von Jim Nisbet erzählt von zwei in die Jahre gekommenen, konsequent desillusionierten Punkmusikern und ihrer Freundin, einem reichen jungen Ding von der Ostküste, die auf der Suche nach der wahren Gegenkultur zum Junkie geworden ist. Denn am Ende des Regenbogens wartet kein Topf mit Gold, sondern ein Penner, der in den Supermarkt scheißt (ja, das passiert wirklich im “Kraken”). Dieses abgewrackte Trio taumelt durch ein San Francisco, das inzwischen ordentlich durchgentrifiziert ist, und stolpert eher zufällig über eine Leiche. Die drei geraten in der Folge von der Traufe in die wahre Hölle.
Harter Stoff, wütend, traurig, aber auch absurd komisch. Und sprachlich ziemlich anspruchsvoll, weshalb an dieser Stelle die Leistung der Übersetzer Ango Laina und Angelika Müller ausdrücklich gelobt werden soll.
-Marcus Müntefering, Krimi-Welt

Nisbets Story um drei mehr oder weniger den Drogen verfallene und mehr oder weniger eng mit dem Musikgeschäft verbandelte nordkalifornische Dropouts, die einem Serienkiller begegnen, kann in weiterem Sinn auch zur dystopischen Post-Nine-Eleven-Literatur gezählt werden
-Börsenblatt
Was nach dem Tsunami der Gier übrig blieb: Jim Nisbet zeigt mit „Der Krake auf meinem Kopf“, wie gut er den Spagat zwischen E und U beherrscht. Er ist der Meister des intellektuellen Schundromans.
-Hannes Hintermeier. FAZ

Gelungen findet Hannes Hintermeier Jim Nisbets neuen Krimi, funktionierend als Suspense, Horror und Entwicklungsroman mit unerwarteten Bildungselementen, die Hintermeier in der Kombination mit einem bestialisch wütenden Serienkiller á la John Wayne Gacy umso mehr Schauer über den Rücken treiben. Dass Nisbets zugedröhnte Helden Marx und Dostojewski parat haben, scheint ihm nicht weiter problematisch, weil etwa unglaubwürdig, sondern befördert laut Rezensent den Horror. Nisbets staubtrockener Humor erinnert Hintermeier angenehm an Chandler, und seine Gesellschaftskritik ist ihm die Sahne auf dem Eis.
-Perlentaucher

Nisbet schreibt mit viel bösem Humor. Als der knapp dem Tod von der Schaufel gesprungene Curly im Spital aufwacht und die zwei TV-Geräte im Zimmer schwarz sind, erklärt ihm Ivy: „Es muss die Hölle sein, aus dem Reich der Toten zurückzukehren und festzustellen, dass die Belohnung für das Überleben im täglichen Fernsehprogramm besteht.“
-Die Presse
Danke, Pulp Master, dass es euch gibt! Dieser kleine, feine Verlag steht für Krimiperlen abseits des Mainstreams.
-Crimenoir

Die dunkelsten Schattenseiten San Franciscos Ende der 2000er Jahre: Auf Curly Watkins kahlem Kopf prangt das Tatoo eines Kraken, ein Andenken an die alten Zeiten als Musiker. Jetzt sind Curly und seine Freunde Ivy und Lavinia vor allem damit beschäftigt,sich Heroin zu besorgen, was bekanntlich teuer ist. Außerdem brauchen sie Geld, um die Kaution für einen befreundeten Schlagzeuger aufzutreiben, den die Drogenpolizei erschwischt hat. Schon bald knallt es, und die erste Leiche liegt am Boden … Wer jetzt denkt, es hier mit einem platten, blutigen Drogenkrimi zutun zu haben, kennt Jim Nisbet und seine Protagonisten nicht, die sich nämlich gerne auch über Bachs Musik, klassische französische Lyrik oder Philosophen unterhalten. Ein irrer, ironischer, spannender und anspielungsreicher Krimi-Noir eines großartigen Autors, der es nicht umsonst auf die Krimi-Bestenliste der ZEIT geschafft hat.(Aus dem Amerikanischen von Ango Laina und Angelika Müller)
-FAZ Literaturkalender

„Der Krake auf meinem Kopf“ ist ein Noir-Thriller auf Heroin. Hier wird der schlafende Drache geradezu sinnlich von Punk-Musiker Ivy überm Gasherd geweckt: Er „jonglierte die Kugel zwischen den Klingen der beiden Menümesser, die er in den Händen hielt und deren violette Patina verriet, wie sehr sie diese ganz besondere Form der Missachtung der Etikette gewöhnt waren.“ Curly Watkins, der an einer Stelle mit Sherlock Holmes’ „Watson“ (296) angesprochen wird (siehe „James Wilson“ in Dr. House und „Adson von Melk“ in Umberto Ecos „Der Name der Rose“) will mit seinem alten Kumpel eine Band starten, gerät dann aber – verflixte Drogen – in eine Razzia und landet von dort aus ins Revier eines Serienkillers. „‚Aber das hier‘, sagte ich und präsentierte Lavinia meine Handflächen, ‚sind die Hände eines Künstlers. Ich setze sie nicht ein, um Menschen zu verprügeln.‘ – ‚Dann setz deine Füße ein.‘“
-Jan Drees lesenmitlinks

„Der Krake auf meinem Kopf“ ist ein feiner, schwarzhumoriger Noir und ein interessantes Porträt von San Francisco und wie sich die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten veränderte.
-Axel Bussmer Kriminalakte

Nicht schön, aber fesselnd. Und unmöglich wegzulegen.
-Matthias Penzel, Rocks

Wer Lust auf einen kurzweiligen, spannenden und komischen Pulp-Krimi hat, der auch ernste, sozialkritische Töne anstimmt, der befreie den Kraken!
-literaturundfeuilleton

Abgefahrener Scheiß! Großartig! Und schweinespannend! Und dann ist das alles noch so unerwartet.
-Ronjas Blog

Der Noir und die Zivilisationskritik. Jim Nisbet bringt das locker unter einen Hut, ködert den Leser beiläufig noch mit multikulturellen Verweisen und Referenzen, ohne dass es aufgesetzt wirkt oder der schwarzhumorige, finster-spannende Verlauf der Geschichte samt kontrastierendem Wendepunkt Belehrungen und Gefühlsduselei geopfert wird. Sentimentalitäten hingegen erlaubt er seinen Figuren wohl, doch die sind gesetzt wie Nadelstiche.
-Jochen König, booknerd