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Rezensionen – Ouvertüre um Mitternacht

„Gerald Kersh (1911–1968) war der Urvater des jüdischen Krimis. Jüdisch nicht nur, weil er selbst Jude war, sondern auch und vor allem, weil er als Erster Thriller in einem jüdischen Milieu ansiedelte, zu einer Zeit, als Juden im Genre, wenn überhaupt, höchstens als obskure Nebenfiguren auftauchten. Zu Lebzeiten erfolgreich – seine Trilogie Night in the City wurde 1950 mit Richard Widmark in der Hauptrolle verfilmt, 1958 erhielt er einen Edgar – fiel Kersh nach seinem Tod der Vergessenheit anheim. Der kleine Berliner Pulp Master Verlag, der 2002 bereits Kershs Opus Magnus Night in the City auf deutsch neu unter dem Titel Nacht in der Stadt herausgebracht hat – exzellent übersetzt wie auch dieser Titel –, bemüht sich seit Jahren, Gerald Kersh in der hiesigen Thrillerlandschaft zu etablieren.“
-Michael Wuliger, titel Magazin

Ouvertüre um Mitternacht ist brillant und ideenreich. Bis zum Ende ist diese Mischung aus Gesellschaftsstudie und Psychothriller ein Pageturner, der sich auch nach 60 Jahren nicht verstecken braucht. Um so schwerer fällt es sich vorzustellen, das ein so grandioser Autor noch so tief abstürzen kann wie Kersh. Und das macht seine Beschreibung der Looser in den Bars von London umso interessanter, da man die Figuren so deuten könnte, dass Kersh sein eigenes Schicksal damit vorwegnahm.“
-Thomas Kürten, Krimi Couch

„So bleibt „Ouvertüre um Mitternacht“ letztlich ein gespenstisch pessimistisches Werk, Zeichnung einer Welt, die im Kleinen wie im Großen versagt, zeitlos auch, denn die Täter und diejenigen, die sie begünstigen, weil sie nicht handeln, kommen immer ungeschoren davon. Sehr beeindruckend und, ganz am Rande, ein gelungenes Beispiel dafür, wie „das Genre“ mit seinen Regeln angesichts der Wirklichkeit versagen muss.“
-Dpr, Watching the Detectives

„“Ouvertüre um Mitternacht“ ist ein ungewöhnlicher und tiefschwarzer Noir-Roman, der sich nicht um die Konventionen der Kriminalliteratur schert. Kershs Roman zeigt dabei nicht nur eindrucksvoll, wie leicht der Glaube, die Hoffnungen und Träume einfacher Menschen auf Grund laufen, sondern wie diese Menschen auch förmlich daran zerbrechen können.
Dabei gibt es Gewinner und Verlierer. (In schlechten Zeiten mithin im grandiosen Maßstab.) Die gnadenlosen Gewinner gehen, wenn’s sein muss, über Leichen und sterben dann – wenn nicht an Krebs oder Schlechtigkeit – irgendwann an Selbstzufriedenheit oder Altersschwäche. Die Verlierer verlieren gerade in kritischen Zeiten den Glauben an sich und an die Menschen selbst und sterben an den Gewinnern, der Hoffnungslosigkeit oder existenzieller Armut. Und gerade in dieser Hinsicht wirkt Kershs „Ouvertüre um Mitternacht“ als bitterböse Verlierergeschichte fast wie eine Fortschreibung seines Kultromans „Nachts in der Stadt“ (pulp master Bd. 13, Berlin 2002).“
-HS, Krimibuchhandlung Hammett

Die kurzfristig aufflackernde Hoffnung, dass die Welt wenigstens für einen Augenblick – der Roman spielt im Jahre 1937 – wieder in Ordnung kommen möge, wird enttäuscht. Es ist nicht der schlechteste Daseinszweck populärer Genreliteratur, dem Leser Trost zu spenden. Gerald Kersh bedient sich ihrer literarischen Techniken, um das Gegenteil zu erreichen. Das ist perfide. Und
große Kunst.
-Joachim Feldmann, Crime Time, Am Erker

Wie kann ein Krimi also heute n.och irgendwie  besonders sein, wo wir doch die verschiedensten Mordarten jeden Abend frei Haus erhalten? Die Antwort ist: durch seine Charaktere.
Der englische Schriftsteller Gerald Kersh ist bekannt dafür, die Geschichte zu Gunsten seiner Charaktere zurück zu stellen und so ähneln seine Bücher einem impressionistischen Bild, das sich aus vielen kleinen, exakt gesetzten Pinselstrichen – oder in seinem Fall Worten – zusammensetzt.
„Ouvertüre um Mitternacht“ ist eines dieser Bücher und dank Pulp Master Verlag auch in Deutschland erhältlich. Auf nur 270 Seiten zeichnet Kersh die Geschichte eines brutalen Verbrechens, das deren Charaktere für immer verfolgen wird
-Sacha, Roter Dorn

Die exzentrische, reiche Miss Asta Thundersley, die versucht, den Fall im Alleingang aufzuklären, vermutet den Mörder im Umfeld der Sabbatinis: ein Kunde des jüdischen Schneiders vielleicht oder einer der Gäste der benachbarten Bacchus Bar mit ihrer für das East End der 30er-Jahre typischen kundschaft aus eingewanderten Ostjuden, Kleinkriminellen, ausgeflippten Angehörigen der englsichen Upperclass und verlorenen Seelen aller Art.
-Michael Wulliger, Jüdische Allgemeine

Die kleine Sonia Sabbatini, Tochter eines jüdischen Schneiders, wird ermordet und missbraucht im Kohlekeller eines Abrisshauses gefunden.
Die Verdächtigen beschränken sich auf eine Clique – die Kundschaft des gutmütigen Schneiders. So vermutet die exzentrische Asta Thundersley zu Recht. Das klingt nach einem klassischen Whodunnit, doch Kersh treibt Schabernack mit dem Genre: Der ermittelnde Inspektor spielt plötzlich keine Rolle mehr, stattdessen darf der Mörder anonym sein Seelenleben ausbreiten – und Asta Thundersley arrangiert klassisch eine Party zur Entlarvung der Bestie: eine Sauforgie, bei der sich Starlets, Kleinkriminelle, Möchtergernschriftsteller und -weltverbesserer die Kante geben. Dass so eine in einen Krimi verpackte Milieustudie gern gelesen wurde, ist verständlich. Wer britischer Exzentrik, seltsamen Geschäftsideen und Freudscher Küchenpsychologie etwas abgewinnen kann, für den ist „Ouvertüre um Mitternacht“ immer noch ein Juwel.
-Joachim Schneider, Badische Zeitung

Der Roman zeichnet ein zeitloses pessimistisches Bild einer Gesellschaft, die im Kleinen wie im Großen versagt und in der die Schuldigen und diejenigen, die sie begünstigen, immer ungeschoren davonkommen. Trotz der pessimistischen Grundhaltung unterhaltsam und nicht ohne Humor. Für anspruchsvollere Krimi-Leser und Liebhaber von „noir“ ein Genuss. Empfohlen.
-Christine Rohe, ekz-informationsdienst

Gerald Kersh, der dieses Patchwork aus Beschreibungen und Pychogrammen 1947 schrieb, sparte nicht mit Ideen: Hitler, Freud, Sadomaso und wirre Träume … Am Ende schließt sich der Kreis, und der Krimi, der kein Krimi ist, schafft es noch  alles zusammenzubringen.
-Carsten Lüdemann, Financial Times